Blick ins Buch

Grundlagen für eine Typografie-Kritikkultur

Es gibt in Deutschland keine Typografie-Kritikkultur. Was in der Theaterkritik völlig selbstverständlich ist, die getrennte Betrachtung von Inszenierung und Inhalt, fehlt in den daneben stehenden Buchbesprechungen fast immer vollkommen. Vielleicht – und da müssen wir Kreativen uns an die eigene Nase fassen – liegt es daran, dass wir uns selbst zu wenig mit Gestaltungstheorie und -standpunkten beschäftigen, dass wir die Schriften der wenigen Denker im Design nicht lesen, sondern lieber visuelle Trends jagen gehen.

Ein Jahr bevor er den Verlag Hermann Schmidt gründete, druckte BSF die Schriften von Tschichold – herausgegeben und verlegt von Brinkmann und Bose – ohne Berechnung (mit Vertriebsrecht und damals ohne Vertrieb) in der festen Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit den Gedanken der »großen Alten« der Fachdiskussion über Gestaltung ein Fundament und Argumente bietet. Dieser Meinung ist er, sind wir, noch heute!

Band 2 umfasst Tschicholds Schriften der Jahre 1947 – 1974.
Ebenfalls erhältlich: Schriften 1925 – 1946.

Iwan und Jan Tschichold

Jan Tschichold (1902 – 1974) begann mit 17 das Studium an der Leipziger Akademie der Künste, wurde Meisterschüler von Walter Tiemann, lehrte parallel zum Studium und machte sich 1923 als typografischer Berater selbstständig.

Nach seinem ersten Besuch am Bauhaus nannte er sich aus Sympathie für den Konstruktivismus Iwan und erschütterte die grafische Szene 1925 mit der elementaren typographie. 1933 wanderte Tschichold in die Schweiz aus, lehrte an der Kunstgewerbeschule in Basel und wandte sich der klassischen Typografie zu. 1949 ging er als Art Director zu Penguin Books nach London, kam aber schon 1950 zurück in die Schweiz, wo er 1955–67 als Designberater bei Hoffmann-La Roche arbeitete.

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